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29.10.2021

In Memoriam - Staatsminister MdB Dr. Alois Mertes wäre am 29. Oktober 100 Jahre alt geworden

Gerolstein/Bitburg/Prüm (boß) Er war Historiker, Diplomat, Politiker und in erster Linie Mensch: Dr. Alois Mertes, der am 29. Oktober 1921 als fünftes Kind in Gerolstein geboren wurde. Sein Abitur machte er

mitten im Krieg 1940 am Regino-Gymnasium in Prüm. Also ein echter Eifler aus Schrot und Korn mit weltpolitischer Ausstrahlung, wie sich später in seinem Leben noch herausstellen sollte. So unter anderem im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland in Marseille, Paris und Moskau und Staatsminister im Auswärtigen Amt bei Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Sein plötzlicher Tod nach einem Schlaganfall während einer Podiumsdiskussion setzte seinem Leben am 16. Juni 1985 frühzeitig ein Ende.
Auch wenn Alois Mertes später in Bonn wohnte, blieb er im Herzen seiner Heimat und dem Eifler Platt treu.
Und so erzählte er immer wieder gern in vertrauter Runde, wie er sich während seiner Moskauer Zeit mit dem Luxemburger Botschafter in Platt unterhielt, und sein Schmunzeln nahm kein Ende, als er dann betonte, dass kein Geheimagent in der Lage gewesen war, ihr Gespräch zu entschlüsseln, geschweige denn, es zu verstehen.
Mertes studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Romanistik und promovierte 1951 als Historiker an der Universität in Bonn mit der Arbeit „Frankreichs Stellungnahme zur deutschen Revolution im Jahre 1848“ zum Dr. phil.
Es war geradezu eine Zwangsläufigkeit, dass er nach seiner Diplomatenzeit dann von 1972 – 1985 CDU-Bundestagsabgeordneter des Eifel-Wahlkreises wurde. In dieser Zeit war er ständig in den Städten, Dörfern und auf den Marktplätzen der Eifel zu Gast.
So beispielsweise auch in seiner unvergessenen Rede im Bundestagswahlkampf 1983 in Daleiden, als er noch eindringlich vor der „Grünen Gefahr“ warnte. Allerdings gelang den Grünen im gleichen Jahr noch zum ersten Mal der Sprung in den Bundestag.
Viele Jahre begleitete ihn der Kommunalpolitiker und spätere Stadtbürgermeister von Prüm, Christian Krahwinkel als Wahlkreisassistent und die begehrten „Mertes-Sprechstunden“ fanden in seinem früheren Wohnhaus in der Prümer Teichstraße statt. In den letzten Jahren seines Wirkens unterstützte ihn Heinz-Günter Boßmann als Pressereferent für den Wahlkreis und konnte tiefgehende Begegnungen und Gespräche mit ihm erleben. So begann eine fast 40-jährige journalistische Tätigkeit.
Die Stadt Gerolstein verlieh ihrem großen Sohn am 31. Oktober 1981 die Goldene Ehrennadel und würdigt ihn heute zu seinem 100-jährigen Geburtstag an der Gedenktafel im Park am Brunnenplatz.
Auch die Kulturgemeinschaft Bitburg e.V. gedenkt in einer Feierstunde am heutigen Freitag des großen Staatsmannes aus der Eifel, und geladene Gäste geben an diesem Abend Einblicke in sein Leben, Denken und Wirken, so der Rommersheimer Michael Thielen (heute Generalsekretär der Konrad Adenauer-Stiftung in Berlin), Dr. Georg Schneider (Bonn) und Sohn Ludwig Mertes (Wien).

Heinz-Günter Boßmann

Fotogalerie aus dem Archiv der Nachrichtenagentur INPUT-Medien


Pressefoto A.A.: Staatsminister Dr. Alois Mertes


Gedenktafel für Dr. Alois Mertes im Park am Brunnenplatz in Gerolstein


Außenminister Dr. Hans-Dietrich Genscher beim Besuch des Mertes-Denkmals in Gerolstein, rechts Landtagspräsident MdL Hans-Günter Heinz


Fotoarchiv Heinrich Schröder: Schulterklopfen und anerkennende Worte für Eifel-Zoo-Besitzer Hans Wallpott durch Dr. Alois Mertes anlässlich einer Behehung mit Wahlkreisassistenz Christian Krahwinkel und Mitgliedern der örtlichen CDU


Ein Dankeschön für geleistete Arbeit in dem Buchpräsent "Ein deutscher Arzt als "Heiliger" in Moskau


 
Kranzniederlegung an der Gedenktafel von Dr. Mertes in Gerolstein am 29.10.2021

Zitate:
Gotthard Lenzen, CDU-Stadtverband Gerolstein: "Dr. Mertes hat viel für Gerolstein getan, insbesondere für den Bahnhof und die Bahnlinie.

Eine Gerolsteiner Bürgerin ist Dr. Mertes bis heute dankbar, dass er ihr 1979 geholfen hat, ihre Familie von "boat people" aus Malaysia nach Gerolstein zu bringen: " Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, was Dr. Mertes für uns getan hat. Aus Dankbarkeit fahre ich auch heute Abend zum Festakt nach Bitburg."


Zitate:
Nach Mertes` Tod schrieb der Schriftsteller Heinrich Böll an seine Witwe Hiltrud: „Ihr Mann war einer der wenigen – wenn nicht der einzige – Politiker seiner Partei, mit dem ich reden konnte und noch hätte reden können“

Sein letzter Chef, Außenminister Hans-Dietrich Genscher, über Mertes in seinen Memoiren: „Sein Tod hatte mich besonders getroffen und die Erinnerung an diesen weltläufigen, kenntnisreichen und aufrichtigen Mann, der fest in seinem Glauben, seiner Familie und seiner Heimat verwurzelt war, wird immer von höchster Wertschätzung und menschlicher Verbundenheit gekennzeichnet sein.“
Zitaten-Quelle: Wikipedia

 

INPUT
Es war mir eine große Ehre, Staatsminister Dr. Alois Mertes in den letzten Jahren seines Wirkens als ehrenamtlicher Wahlkreis-Pressereferent zu begleiten. Er wurde offensichtlich über einen Artikel von mir in der Presse auf mich aufmerksam und vermittelte dann spontan ein Medienseminar bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ich konnte ihn auf vielen Terminen im Wahlkreis 153 Bitburg begleiten und sein christliches und humanistisches Menschenbild sowie seine Verwurzelung in die Eifelheimat hautnah erleben. Es war immer wieder beeindruckend, wie er in seiner empathischen Art in den Bürgersprechstunden und Begegnungen im Eifeler Platt direkten Zugang zu den Menschen finden konnte. Während seiner Zeit in den letzten Jahren als Staatsminister im Auswärtigen Amt war er weltweit unterwegs und traf sich unter anderem mit Papst Johannes Paul II. und unzähligen führenden Staatsoberhäuptern, wovon er oft im kleinen Kreise erzählte. Somit wurden naturgemäß seine Besuche in der Eifel seltener, aber dafür intensiver, wie zum Beispiel beim letzten Jahrgangstreffen im Waldhotel Rose in Gerolstein am 8. Juni 1985, wenige Tage vor seinem Tod.
Da Dr. Mertes bei seinen Wahlreden immer mal wieder auf die "grüne Gefahr" hinwies, habe ich häufig zum Besten gegeben; "Wenn er das noch erlebt hätte, dass Bündnis 90 / Die Grünen einmal in der Regierung waren bzw. jetzt wieder sein werden..."
Heinz-Günter Boßmann