02.07.2024
Offener Brief des Rats für Zusammenleben in der ostbelgischen Nordgemeinde Kelmis an die Adresse der Politik
Am Montag, den 17. Juni 2024 kam es in Kelmis auf einer Party nach dem Belgien-EM-Spiel zu ausländerfeindlichen Parolen. Die regionalen und überregionalen Medien berichteten ausführlich. Die Tatsache, dass so etwas
in Kelmis passiert, erschreckt den örtlichen "Rat für Zusammenleben". Wie uns die Geschichte lehrt, ist Kelmis eine bemerkenswerte Gemeinde, die ihre Größe und Vielfalt dem Zuzug verdankt. Während die Gemeinde Kelmis zumindest direkt Stellung bezogen hat und Anzeige erstattet wurde, warten wir vergebens auf eine Reaktion der Politik. Die Anzeige gegen Unbekannt erstaunt. Zumindest der DJ müsste wissen, wer das Mikro bekommen hat. Auch gab es etliche Zeugen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass viele wissen, wer die Verursacher waren, aber keiner die Courage hat, dies offen zu legen. Auch nicht die Verursacher selbst. Wo bleibt hier die Zivilcourage? Dies sorgt bei uns als Rat für Zusammenleben für Unbehagen. Der verantwortliche DJ, der vielleicht nicht mitgesungen hat, aber dennoch sowohl jemanden an das Mikrofon gelassen hat als auch die Musik für den Gesang gedrosselt hat, ist politisch engagiert. Uns ist an einer klaren Stellungnahme seitens der Politik gelegen. Dazu gab es nun mehr als zwei Wochen Zeit. Insbesondere von einer Partei, die sowohl auf EU, DG als auch Gemeindeebene regiert, erwarten wir eine deutliche Aussage. Wie Paul Watzlawick schon feststellte: „Man kann nicht nicht kommunizieren (…)“
Hintergrund: Der Rat für Zusammenleben ist ein offizieller Beirat der Gemeinde Kelmis, bestehend aus 21 Ehrenamtlichen Mitgliedern. In der Großgemeinde Kelmis wohnen Menschen aus über 70 Ländern. Um diesem spannenden Zusammenspiel aus vielen Kulturen einen Rahmen und eine Ausdrucksform zu geben, ist im Frühjahr 2020 der Rat für Zusammenleben mit 21 Mitgliedern gegründet worden. Sie planen kleine und mittelgroße Projekte zur Förderung des Zusammenlebens in der Großgemeinde. Der Rat für Zusammenleben beschäftigt sich nicht nur mit einwanderungsspezifischen Fragen, sondern auch mit Anliegen, die das Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen auf lokaler Ebene betreffen. Wert gelegt wird dabei auf Kommunikation und Partizipation. |