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06.09.2024

Aktualisiert: INPUT-Talk - 6 Fragen an Hans-Gerd Schaal, Vorsitzender des Verwaltungsrates, zur Situation um das Pflegezentrum Prüm am Kurpark

Frage INPUT: Wie haben Sie die Mammutaufgabe geschafft, alle Eigentümer des Seniorenzentrums in Prüm unter einen Hut zu bringen und eine Eigentümergemeinschaft mit klaren Zielvorstellungen ins Leben zu rufen?

Hans-Gerd Schaal: Nach der Insolvenz im Herbst letzten Jahres hatten einige Erwerber begonnen, sich über E-Mail, Telefon oder Videokonferenzen in kleinen Gruppen zu vernetzen.

Sehr schnell wurde klar, wir stehen als Erwerber nun alleine da. Bauherr, Verwalter und Betreiber sind von der Involvenz betroffen, und der Insolvenzverwalter ist an einer Fortsetzung des Projektes nicht interessiert. Nach einem ermutigenden Treffen mit einigen Erwerbern habe ich mit meiner Frau die Initiative ergriffen, das Projekt “Revival Pflegezentrum Prüm” auf den Weg zu bringen. Wir haben uns über die Gläubigerlisten die Kontakte zu allen Erwerbern zusammengesucht und ein professionelles Portal aufgesetzt, um alle zu vernetzen. Nach und nach haben wir alle Erwerber über Email oder postalische Anschreiben eingeladen. Um Vertrauen aufzubauen, haben wir regelmäßig per Rundschreiben über den Stand und das geplante Vorgehen informiert. Im April gab es ein erstes Besichtigungstreffen in Prüm. Über ein langwieriges Gerichtsverfahren haben wir es dann Anfang Juni geschafft, eine konstituierende Eigentümerversammlung einzuberufen und die formalen Voraussetzungen (Wahl eines Verwaltungsbeirats und Bestellung eines Verwalters) für die Weiterführung des Projektes zu schaffen. 

INPUT: Wie sieht nach den Unregelmäßigkeiten der letzten Jahre die jetzige Situation und die Fortsetzung des Projektes aus?

Hans-Gerd Schaal: Zusammen mit ein paar sehr engagierten Mitstreitern aus dem Raum Prüm und Münster, sowie unserem neuen Verwalter Herrn Derowski, der auf Pflegeimmobilien spezialisiert ist, haben wir heute ein sehr kompetentes und tatkräftiges Projektteam. Wir treffen uns in wöchentlichen Videokonferenzen und konzentrieren uns zum einen auf die Betreibersuche mit Unterstützung von Maklern. Zum anderen organiseren wir kompetente Handwerker, die nach Abschluss eines Betreibervertrages das Pflegezentrum fertigstellen werden. Der Prümer Bürgermeister Dr. Johannes Reuschen steht uns sehr wohlwollend und beratend zur Seite. Über das Parkhaus ist die Stadt Prüm mit uns in einer Wohnungseigentümergemeinschaft eng verbunden.

INPUT: Um wie viele Eigentümer und verkaufte Wohneinheiten handelt es sich und wurden die Investoren finanziell hart getroffen? Wie ist der augenblickliche Stand der Bauarbeiten bis hin zur Fertigstellung?

Hans-Gerd Schaal: Insgesamt haben 98 Erwerber 112 Wohneinheiten erworben und bisher den überwiegenden Teil des Kaufpreises bezahlt. Der Bau ist zu ca. 80% fertiggestellt, die obere Etage ist bereits so gut wie bezugsfertig. Viele Erwerber, die zum Teil den Kaufpreis finanziert haben, hat es hart getroffen, weil sie seit mehr als vier Jahren keine Miete erhalten, um ihre Kredite zu bedienen. Sobald wir mit einem Betreibervertrag den Startschuss geben, kann der Bau in ca. neun Monaten bezugsfertig gestellt werden.

INPUT: Die Projekt-Entwicklungsgesellschaft Dr. Liesenfeld aus Brühl ist ja beauftragt, einen Pächter als Betreiber zu suchen. Wie sehen Ihre Forderungen aus, damit Sie einen Interessenten akzeptieren können?

Hans-Gerd Schaal: Wir suchen einen Betreiber, der uns einen langfristigen Pachtvertrag zusichert und eine angemessene Rendite für das Objekt bezahlt. Von der Zusammenarbeit mit Dr. Liesenfeld versprechen wir uns, über seine Personalvermittlungstätigkeit das Hauptproblem der möglichen Betreiber, nämlich das Fachkräfte-Problem im Raum Prüm zu lösen.

INPUT: Unter welchen Bedingungen können die Bauarbeiten fortgesetzt und das Projekt fertiggestellt werden?

Hans-Gerd Schaal: Wir haben für alle Gewerke Angebote von zum Teil hiesigen Handwerkern vorliegen und werden die Fertigstellung des Baus beauftragen, sobald ein Betreibervertrag unterschrieben ist. Wir sind sehr optimistisch, dass wir das Projekt “Revival Pflegezentrum Prüm” mit der Unterstützung von Herrn Dr. Liesenfeld erfolgreich auf den Weg bringen und für Prüm eine attrative Senioren-Residenz schaffen.

INPUT: Wäre es danach auch möglich, dass die jetzigen Eigentümer Ihre Wohneinheiten ggf. auch wieder verkaufen könnten?

Hans-Gerd Schaal: Zum jetzigen Zeitpunkt ohne gesicherte Mieteinnahme ist der Verkauf einer Wohungseinheit schwierig. Sobald ein Pachtvertrag mit einer langfristigen Miete vereinbart ist, lassen sich für die Wohneinheiten sicherlich auch wieder andere Käufer finden.

Das Interview führte Heinz-Günter Boßmann
 
Kurzbiografie
Hans-Gerd Schaal ist einer der Erwerber und stammt aus Hersdorf in der Nähe von Prüm. Er lebt heute mit seiner Frau in Bottrop, fühlt sich aber nach neun Jahren Schulzeit auf dem Regino-Gymnasium weiterhin mit der Stadt und der Eifel sehr verbunden. Herr Schaal ist als Projektleiter und Manager in einem kanadischen Softwareunternehmen weltweit tätig.