04.12.2024
Polioviren im Abwasser
Mainz/Köln (red/boß) Im Abwasser von Mainz und weiteren deutschen Städten wie Köln, München, Hamburg, Bonn und Dresden wurde genetisches Material von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren nachgewiesen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gehen die entdeckten Viren auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, lebenden Polio-Erregern zurück. Dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit liegen bisher keine Erkenntnisse über Polio-Erkrankungs- oder -Verdachtsfälle vor. Auch deutschlandweit sind keine Fälle oder Verdachtsfälle bekannt. Polioviren sind Auslöser der sogenannten „Kinderlähmung“ und werden vor allem über Schmierinfektionen (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Das Risiko, sich mit Polio zu infizieren, ist trotz des Nachweises im Abwasser auch weiterhin äußerst gering. Denn durch Impfkampagnen konnten die Poliofälle weltweit um mehr als 99 Prozent reduziert werden. In Deutschland gilt Polio seit Jahrzehnten als ausgerottet. Grundsätzlich gibt es zwei Impfstoffarten für Polio: Den Lebendimpfstoff zum Schlucken („Schluckimpfung“), der seit 1998 in Deutschland nicht mehr verwendet wird, und einen Totimpfstoff zum Spritzen. In außereuropäischen Ländern werden zum Teil weiterhin Polio-Schluckimpfungen verwendet. Bei einer Schluckimpfung können abgeschwächte Impfviren mit dem Stuhl ausgeschieden. Entsprechende vom Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren Typ 2 wurden nun über das Abwasserfrühwarnsystem festgestellt. „Die Nachweise von Polioviren im Abwasser zeigen, dass unsere Frühwarnsysteme gut funktionieren. Damit besteht nun die Möglichkeit einer erhöhten Wachsamkeit bei der weiteren Überwachung“, so Gesundheitsminister Clemens hoch.
Beunruhigen müssen uns die Nachweise von Polioviren im Abwasser nicht, denn der allgemein hohe Polioimpfschutz in Rheinland-Pfalz sei gut. In keinem Landkreis liege die Impfquote unter 90 Prozent bei den Einschulkindern. „Jetzt ist die gute Gelegenheit, den Impfschutz grundsätzlich zu prüfen. Wer jetzt seinen Schutz – auch gegen andere Erreger wie COVID oder Influenza auffrischt - schützt sich und andere in der Adventszeit und über die Feiertage“, so der Minister. Die Landesbehörden aller Bundesländer, das RKI und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen im engen Austausch; weitere Proben werden derzeit noch untersucht.
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