zurück 
15.08.2013

Quo vadis Eifel? - Mittelgebirge geht mit Licht und Schatten in die Zukunft

Region (boß) Es gab Zeiten, da wurde die Eifel - zwischen Köln und Trier, Koblenz und St. Vith – als Sibirien Deutschlands oder Armenhaus der Nation beschrieben. Auch wurde sie geografisch in die vier Himmelsrichtungen aufgeteilt

und jede Region -Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Ostbelgien - kochte ihr eigenes Süppchen. Noch unter dem früheren Bitburg-Prümer Landrat Fritz Gasper war der Slogan „…natürlich Südeifel“ kreiert worden und leuchtete von vielen Autos und Schaufenstern.
Dies wendete sich nach Fallen der Staatsgrenzen Anfang der 90er Jahre aufgrund verschiedenster Fördertöpfe aus Brüssel und Bonn. Aus Kirchturmdenken wurde Leuchtturmdenken und die 10 Eifellandkreise mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens schlossen sich zukunftsweisend zusammen und sprachen mit einer Stimme. Initiativen wie grenzüberschreitende Arbeitsgemeinschaften, Regionalmarke EIFEL, Eifel Tourismus GmbH, EWIV Eifel-Ardennen und gemeinsame LEADER- und INTERREG-Projekte und zuletzt die Zukunftsinitisative EIFEL schossen wie Pilze aus dem Boden.
Pioniere wie der frühere ostbelgische Tourismusminister Bernd Gentges, der Bitburg-Prümer Ex-Landrat Roger Graef, der Euskirchener Landrat Günter Rosenke und der ehemalige Aachener Kreisdirektor und heutige Städteregionsrat Helmut Etschenberg sowie die Touristiker Manfred Dahmen (VAO) in St. Vith und Klaus Schäfer (ET) in Prüm hatten die Zeichen der Zeit erkannt.
Natürlich beschleunigten europäische und nationale Gelder die Prozesse. Die örtlichen Egoismen wurden ad acta gelegt und man zog für die Mittelgebirgsregion Eifel an einem Strang. Die Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen, der Eifelverein, die Europäische Vereinigung Eifel-Ardennen, der Nationalpark und die einzelnen Naturparke bildeten wichtige Netzwerke in den verbindenden Projekten. Auch einzelne Medien nahmen sich verstärkt der grenzüberschreitenden Berichterstattung an und es wurden die verschiedensten Internet-Plattformen gegründet.
Lediglich der Kreis Daun brach mit dem Begriff  "Vulkaneifelkreis" aus, hatte aber mit dem weltweiten Alleinstellungsmerkmal Vulkane und Maare sicherlich eine gute Begründung auf seiner Seite. Auch der Landkreis Bitburg-Prüm stieß mit dem Begriff „Eifelkreis“ nicht überall auf Gegenliebe.
Scheint nun mit dem Rückgang der öffentlichen Gelder auch der sprichwörtliche Elan dahinzuschmilzen und die Spaltungen wieder aufzuleben?, ist nach über 20 Jahren Aufbauarbeit die Frage der Stunde. Glaubt man den Prognosen von Helmut Etschenberg in einem Interview der Agentur ProfiPress, so geht die Zukunftsinitiative EIFEL nicht in eine tragfähige Zukunft, da sich einige Protagonisten wohl Schritt für Schritt zurückziehen. Auch sind bereits auf den Sektoren Tourismus und regionale Produkte Schattenorganisationen entstanden und könnten zurück zum „Kirchturmdenken“ führen. Allerdings überragen zurzeit noch Leuchttürme wie der Wanderweg Eifelsteig, der Nationalpark und das Radwegenetz die immer wieder sichtbare Formkrise.
So scheint die Eifel gut aufgestellt zu sein, um auch zukünftig mit ihren Pfunden zu wuchern und im Konzert der konkurrierenden Tourismusregionen mitspielen zu können. Zugegeben – auch die anderen Urlaubsgebiete haben Natur, Rad- und Wanderwege, Burgen, Schlösser und Seen sowie ansprechende Beherbergungsbetriebe. Aber die Eifeler sind nicht nur laut einem Lexikon „ein kleines listiges Bergvolk am Rande der Ardennen“, sondern auch einzigartige Menschen.
Einigkeit macht stark und hält Frieden - und dessen sollte man sich insbesondere in der früher häufig so leidgeprüften Eifel bewusst sein.

Heinz-Günter Boßmann